Anstatt bei einem neuen Thema erstmal die Fakten zu recherchieren, bilden wir uns gerne zuerst mal eine Meinung, und versuchen dann, sie vor uns und anderen zu rechtfertigen. Dabei werden die subjektiven und objektiven Dinge gerne mal vermischt. Ich finde (Obacht: Meinung), dass es gut wäre, wenn wir uns bemühen, besser zu trennen.
Hier ein paar Beispiele aus möglichen Diskussionen:
- „Tiefkühlgemüse ess ich nicht. Da sind gar keine Vitamine mehr drin.“
- „Ich bin gegen Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen. Der ganze Kram mit dem Klimawandel ist doch erfunden.“
- „Ich bin für die Abschaffung der Mund-Nasen-Schutz-Pflicht. Die Dinger bringen doch eh nix gegen Corona.“
- „Wir sollten die Gleichstellung der Geschlechter verbessern. Die Unterschiede zwischen Mann und Frau sind eh nur anerzogene gesellschaftliche Konstrukte.“
Die erste Hälfte ist ein moralisches Urteil, eine Geschmackssache, eine politische Meinung, ein Wunsch oder ein Gefühl. Hier gibt es kein objektives „richtig“ oder „falsch“.
Die zweite Hälfte ist eine Aussage, die oft objektiv überprüfbar ist, und sich gerne mal als falsch herausstellen kann, vor allem wenn sie ausgedacht ist.
Besonders offensichtlich wird die Vermischung bei Sätzen wie „Meiner Meinung nach bringen Masken nix.“ oder „Ich glaube nicht an den Klimawandel.“. Es gibt nun mal Dinge, die haben nix mit Meinung oder Glauben zu tun, sondern sind Fragen für die Wissenschaft und/oder die Statistik.
Wenn man gerade keine Daten zur Hand hat, um die eigene Meinung zu stützen, sie aber trotzdem haben will, weil man sie sinnvoll findet, wäre Folgendes doch irgendwie besser:
- „Tiefkühlgemüse ess ich nicht. Mir schmeckt das andere besser.“
- „Ich bin gegen Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen. Ich fahre gerne schnell Auto.“
- „Ich bin für die Abschaffung der Mund-Nasen-Schutz-Pflicht. Die Dinger nerven mich einfach.“
Besonders schade ist es natürlich, wenn sich jemand, der eigentlich einen guten Zweck verfolgt, z. B. die Gleichstellung der Geschlechter zu verbessern, durch unwissenschaftliche Aussagen selbst den Wind aus den Segeln nimmt. Dann wird nämlich plötzlich darüber diskutiert, ob olympische Gewichtheberinnen nur, weil es die Gesellschaft von ihnen erwartet, niedrigere Gewichte bewegen als ihre männlichen Kollegen. Das eigentlich gut gemeinte und sinnvolle Ziel geht dann viel zu schnell unter.
Man sieht also, dass egal, ob man eine Meinung teilt oder nicht, es grundsätzlich vorteilhaft sein kann, darauf zu achten, Fakten („What?“) und Meinungen („So what?“) nicht unnötig zu vermischen. Stattdessen erstmal die Datenlage gemeinsam klären und dann schauen, was man für Ansichten darauf ableiten kann. Eventuell ist man dann ja plötzlich von der eigenen Meinung überrascht. Aber selbst wenn nicht wird die Diskussion dadurch nachvollziehbarer und zielführender.