So, heute wird es nochmal ein klein wenig existentieller als in den letzten Posts. 😉
Ob nun aus irgendeinem aktuellen Anlass oder einfach generellem Interesse – die meisten von uns haben sich vermutlich irgendwann mal mit dem Thema der Sterblichkeit (auch der eigenen) beschäftigt. Und vermutlich sind nur recht wenige dabei zu dem Schluss gekommen, dass sie sich dich drauf freuen, endlich ins Gras zu beißen.
Märchen, die versuchen diesbezüglich Trost zu schenken, gibt es genug. Von ewigem Leben im Paradies über Widergeburt bis hin zu Rumgegammel als Gespenst oder chilligem Abhägen im Nirvana ist da vieles dabei. Was tut man aber nun wenn einen sowas nicht überzeugt?
Tot zu sein sollte für den Betroffenen eigentlich nicht sonderlich schlimm sein, denn das Bewusstseinsphänomen „Schlimmizität“ existiert dann überhaupt nicht mehr, da die Prozesse, aus denen das hervorgeht, einfach nicht mehr stattfinden. Diejenigen, die wirklich leiden, sind also die Hinterbliebenen, die den Verstorbenen eventuell sehr vermissen.
Falls dich das noch nicht überzeugt, dass es nicht unangenehm ist, nicht mehr zu leben, frag dich mal, wie es für dich war als du noch nicht gelebt hast. Die mehreren Milliarden Jahre, die die Erde schon ohne dich existiert hat, fandest du ja auch nicht sonderlich dramatisch.
„Aber das Sterben an sich könnte total schrecklich oder schmerzhaft sein.“ – Ja, das könnte es, und ist es in einigen Fällen vermutlich auch. Die moderne Medizin bietet aber auch selbst für die Körperlich übelsten Zustände Mittel, mit denen das gefühlte Unwohlsein wohl sehr stark reduziert wird; gerade wenn eventuell ungesunde Nebenwirkungen kein Problem mehr darstellen. 😀
Na gut, aber angenommen man hat nicht die Chance, (möglicherweise schön vollgedröht) einfach einzuschlafen. Ja, dann könnten diese Momente ziemlich scheiße sein. Gegen das Problem hilft mir persönlich allerdings folgende kleine Anekdote aus dem eigenen Leben überraschend gut. 🙂
Als ich mir vor nun fast einem Jahrzehnt beim Basketballspielen mal das Bein gebrochen hatte, wurde vor meinem Abtransport vom Court gesagt, dass ich nun ein Mittel bekäme, dass mich den Schmerz zwar spüren lässt, aber bewirkt, dass ich mich danach nicht mehr an ihn erinnern werde. Es wurde impliziert, dass das fast genauso gut sei wie nichts zu spüren.
Das bringt mich zu folgender Definition von Schmerzen/Leid: Der Moment (wenn er denn nicht übertrieben lang ist), in dem man aktiv leidet, ist gar nicht so sehr das Üble, sondern die vielen Jahre danach, in denen man sich noch traumatisiert an diesen Moment erinnert oder sonstwie mit den Folgen zu kämpfen hat, sind das Fiese.
Wenn ich also beim Sterben starke Schmerzen habe, ist das demnach wesentlich harmloser als wenn ich die gleichen Schmerzen früher in meinem Leben durchmachen müsste.
Das geht natürlich gegen den Konsens, dass es besonders wichtig sei, die letzten Momente eines Sterbenden möglichst nett zu gestalten. Ich behaupte ja, dass Schmerzen beim Sterben wesentlich schwächer zu bewerten sind als andere ihrer Art, aber was solls. 😀
OK, Totsein an sich ist dann also eher harmlos und Sterben gar nicht so schlimm. „Aber ein Bischen ewig leben wäre trotzdem nicht verkehrt.“ mag der ein oder andere denken.
Na gut, mit (grob) 72 Jungfrauen oder Ähnlichem kann ich leider nicht dienen, sondern nur mit folgendem:
In seiner Lebzeit hat man zwangsläufig mit seiner Umgebung interagiert und durch seine Worte und Handlungen Spuren hinterlassen. Andere Leute haben von/durch/mit einem gelernt, und zur Gesamtkultur der Gesellschaft hat man auch ohne zig Nobelpreise geholt zu haben einen (wenn auch kleien Teil) beigetragen. Das gilt nicht nur für diejenigen unter uns, die sich fortgepflanzt haben. Und auch eine kleine Handlung jetzt kann eine der Ursachen für eine größere Veränderung in der Zukunft sein. 🙂