Wenn es um Krafttraining/Ernährung/Fitness geht fällt mir folgendes Schema öfters auf: Es gibt verschiedene Möglichkeiten zu trainieren und sich zu ernähren (die auch zum Großteil bei verschiedenen Leuten irgendwie funktionieren), und um zukünftig bei sich selbt Erfolge zu sehen, will man möglich viel richtig machen. An Tipps, die man aus Büchern, Blogs, Youtube-Videos oder von Trainern und Trainingspartern bekommen kann, mangelt es kaum. Es ist allerdings schwer, sich zu entscheiden, auf wen man denn nun hört, denn es sind sich nicht immer alle (eigentlich fast nie :D) einig.
Wem glaubt man nun wenn man selbst noch nicht so viel Ahnung vom Thema hat? – Aus Reflex erstmal auf den, der selbst irgendwie krass ist. Leute, die selbst körperlich nur mittelmäßig sind, werden dabei nicht unbedingt so ernst genommen. Einem Poser-Proleten wie auf dem Foto ein paar Zeilen weiter unten glaubt man eher wenn er von einem Trainings-/Ernährungskonzept abrät als anderen.
Aber dass der Typ da selbst einigermaßen fit aussieht (Ist eh alles nur gute Beleuchtung und Pump. ;-)), bedeutet noch lange nicht, dass er auch Ahnung von irgendwas haben muss, bzw. man auf seine Ratschläge hören sollte. Vielleicht hat er diese Form nur erreicht, weil er besonders hart trainiert und eine gute Veranlagung hat. Die Art wie er trainiert und sich ernährt kann trotzdem eigentlich sehr suboptimal sein, und er wäre mit besseren Entscheidungen diesbezüglich dann sogar schon viel weiter. Vielleicht stofft er auch oder hat nen guten Trainer, der ihm einfach nur sagt, was er machen soll. Oder er hat für sich selbst nur zufällig eine Methode gefunden, die bei ihm einigermaßen funktioniert. Nun meint er vielleicht, dass seine Art die beste für alle sei, und rät anderen dazu, alles genauso zu machen wie er. Das kann zufällig mal stimmen, kann aber auch Bullshit sein.
Jemand, der die Zeit, die das Exemplar oben in Training gesteckt hat, ins Lernen, Lesen von Studien und Betreuen von anderen Athleten investiert hat, ist möglicherweise ein viel viel besserer Trainer, auch wenn er selbst gar nicht so super viel trainiert.
Diese Überlegungen machen es zwar leider schwerer, sich zu entscheiden, wer denn nun Unfug redet, aber wenn man einfach nur mal schaut, ob der potentielle Ratgeber sich bei diesem Thema grundsätzlich an wissenschaftliche Methoden hält, oder nur ausschließlich an seiner persönliche Trainingserfahrung oder irgendwelchen Anekdötchen orientiert, hat man oft schon einen guten Hinweis. Wenn jemand beispielsweise von einem Supplement total überzeugt ist, kann man einfach mal eben selbst auf pubmed nachschauen, ob was dran ist. Denn viele (selbst Profisportler) machen manche Dinge nur, weil sie es halt so vorgemacht bekommen haben bzw. dran gewohnt sind, oder es ihnen persönlich Spaß macht. Klar, gerade bei Gesundheitstipps oder in der Jugendarbeit ist es hilfreich, auch zu praktizieren, was man predigt. Als Erzieher wird man es noch schwerer haben, Kinder bzw. deren Eltern von mehr Gemüse zu überzeugen wenn man selbst nur Schokolade futtert. Jedoch würde selbst das den eigentlichen Wahrheitsgehalt der Aussage nicht verändern.
Grundsätzlich ist ein zufällig ausgewählter Ex-NBA-Star zwar schon sehr wahrscheinlich ein besserer Basketballtrainer als ein zufällig ausgewählter Mensch von der Straße, aber er ist nicht zwangsläufig der Beste. Phil Jackson z.B. war ein wesentlich besserer Trainer als ein Spieler, und bei Lothar Matthäus ist es möglicherweise umgekehrt. Ein großartiger Komponist muss auch nicht selbst ein Virtuose an allen Instrumenten im Orchester sein, um für diese meisterlich gute Stimmen zu schreiben.
Also, gebt auch mal den selbst nicht so ganz krassen Leute eine Chance. Eventuell lohnt es sich ja, ihnen zuzuhören. 🙂