Du kennst doch sicher auch Leute, die gerne alle möglichen Dinge in einer Art kommentieren, bei der immer irgendwie ein „Früher war alles besser.“ mitschwingt. Obwohl „besser“ und „schlechter“ zwar Geschmackssache ist, sind die Geschmäcker bei einigen Themen diesgezüglich doch oft recht ähnlich. Anhand dieser will ich nun mal folgender Frage auf den Grund gehen: „War früher wirklich alles (oder zumindest vieles) besser?“
Sehen wir uns zunächst doch mal den Verlauf der Mordhäufigkeit über die Zeit an:
(Quelle: http://www.skepticink.com/backgroundprobability/2013/03/19/graph-of-the-week-2/)
Nun gut, dass sind jetzt Daten aus den USA, aber in Deutschland ist (zumindest in dem Zeitraum, über den ich etwas gefunden habe) auch keine Verschlechterung zu sehen, eher das Gegenteil ist der Fall:
Mit genereller Kindersterblichkeit geht es ebenfalls bergab, also es wird weniger, also besser. 😉
(Quelle: http://www.childstats.gov/americaschildren/phenviro6.asp)
Sterben denn wenigstens immer mehr Leute im Krieg? Nö, auch nicht.
Sogar gaaaanz langfristig nicht:
Nichtmal die Selbstmorde sind mehr geworden:
Aber ganz sicher ist alles teurer geworden, sagen wir mal im Vergleich zu den Jugendzeiten unserer Großeltern. Neeee.
(Quelle: http://www.reddit.com/r/mildlyinteresting/comments/1svtj2/1938_cost_of_living/ce1vd3n)
Essen ist eher billiger geworden. Bei Filmen, Miete und Benzin hat sich wenig getan. Von diesen Sachen hier sind also nur Häuser und Studieren wesentlich teurer geworden.
Abgesehen davon gibt es noch sehr viele neue Erfindungen und Einrichtungen, die unseren Alltag angenehmer machen, uns gesundheitlich versorgen, unser Leben generell sicherer machen, unsere Kommunikation vereinfachen und uns freien Zugang zu beliebigem Wissen verschaffen usw.. Klar, man findet sicherlich auch Dinge, die nicht besser geworden sind, aber darauf, dass das nicht so ist, will ich ja auch gar nicht hinaus. Laut diesen Daten sieht es zumindest nicht so aus als würde alles den Bach runter gehen. Doch wie kommt es nun dazu, dass einige von uns trotzdem den Eindruck haben, die Welt würde immer schlimmer? Hier kann ich natürlich nur spekulieren, aber ich kann mir vorstellen, dass die Art, wie Nachrichten in den Medien präsentiert werden, damit zu tun haben. Die Welt ist ziemlich groß, und irgendwo passiert jeden Tag irgendetwas sehr grausames. Wenn man nun jeden Abend in den Nachrichten mit solchen Bildern konfrontiert wird, kann man schonmal zu dem Fehlschluss kommen, dass das ganze irgendwie repräsentativ sei. Aber News, in denen hauptsächlich nette (und dementsprechend unspektakulärere) Dinge gezeigt werden, würden vermutlich nicht so viel geschaut werden.
Des Weiteren ist der Vorgang des Erinnerns alles andere als zuverlässig. Vielleicht hat man die schlechten Ereignisse von früher verdrängt oder die Erinnerung ist mit der Zeit in eine freundlichere Form mutiert; warum auch immer. Vielleicht verwechselt man auch die eigene körperliche Verfassung von früher mit der soziologischen Lage. Nur weil man vor 30 Jahren mal die ganze Nacht lang saufen und am nächsten Morgen trotzdem toll Basketball spielen konnte, was jetzt mit dicker Wampe und kaputtem Rücken nicht mehr funktioniert, bedeutet das nicht, dass damals Basketballplätze, Politiker und sowieso alles viel toller war. Die Welt zerfällt nicht, nur weil man selbst es tut. 😉
Zeigt die letzte Tabelle nicht, dass bis auf die Lebensmittel fast alles teurer geworden ist oder lese ich sie einfach falsch?
Gut aufgepasst. Bei Filmen, Miete und Benzin hat sich auch nicht so viel getan, finde ich. Es ging mir eher darum, dass nicht *alles* teurer geworden ist, wie einige manchmal meinen. Hab die Ergänzung jetzt aber dazu geschrieben. Danke für den Hinweis. 🙂