Persönlichkeitstypologie, MBTI und „Alle anderen sind doof.“

Schon seit sehr vielen Generationen machen sich einige Menschen darüber Gedanken, wie sie die verschiedenen Charaktere ihrer Mitmenschen kategorisieren könnten. Die grundsätzliche Schwierigkeit dabei ist natürlich, dass sich so etwas komplexes wie eine ganze Persönlichkeit kaum mit einer von ein paar Schubladen auch nur annähernd vollständig beschreiben lässt. Dennnoch gibt es einige Hinweise, dass nicht alles, was man in diese Richtung tut, total nutzlos ist. Dazu später jedoch mehr.

Von den verschiedenen Typologien, die ich bisher gesehen habe, gefallen mir der Myers-Briggs-Typindikator (MBTI) bzw. der diesem ziemlich ähnlichen Keirsey Temperament Sorter zusammen mit den Big Five, um die es hier aber nicht geht, am Besten. Hierbei handelt es sich um einen 4-dimensionalen Beschreibungsraum, bei dem der Einfachheit halber jede Dimension binarisiert wird.

Ob Menschen eher immer zu einer der beiden entsprechenden Seiten neigen oder eher in der Mitte sind, lässt sich schwer sagen, da es für solche psyschichen Größen keine wirkliche Maßeinheit (im Gegensatz zu beispielsweise Körpergröße in Metern) gibt, und die Skala somit durch das Test- und Bewertungssystem einigermaßen beliebig festgelegt werden kann. Durch die Abbildungsfunktion „Antworten->Zahl“ kann man natürlich eine Normalverteilung oder eine Cauchy-Verteilung erzeugen, eine Gleichverteilung oder etwas bimodales bekommt man jedoch genauso gut hin. (Die Antworten sind ja keine stochastisch unabhängigen Zufallsvariablen.) Der IQ beispielsweise (auch wenn er nichts mit dem MBTI) zu tun hat, ist nur gauß-verteilt, weil er im Vorhinein so festgelegt wird. Die Tests werden so normiert, dass die Mitte bei 100 liegt, und x Prozent der Menschen zwischen 70 und 130 sind. Die sich ergebende Kurve ist also mehr Konvention als absolute Wahrheit. Einige Ansätze (bezogen auch auf den MBTI) gibt es aber natürlich trotzdem. (Gibt es Typen?, Bimodal score distributions and the MBTI: Fact or artifact?, Item response theory) Psychometrie ist halt fies. 😉

Naja, wie auch immer, im Endeffekt gibt es also 4 Kategorien, in denen man jeweils einen von zwei Buchstaben zugeordnet bekommt, wobei es kein „besser“ oder „schlechter“ gibt. Darüber, wie viel Vererbung, Erziehung oder Peergroups ausmachen, oder wie sehr sich sowas im Laufe des Lebens verändert, sind mir bisher leider keine Statistiken bekannt. Aber nun zu den Dimensionen:

  • I(ntrovertiert) <-> E(xtravertiert): Diese Unterscheidung ist ja recht geläufig. Manche Menschen mögen viele Sozialkontakte und schöpfen daraus Energie, andere hingegen tanken auf wenn sie für sich sind.

  • (I)N(tuitiv) <-> S(ensorisch): Diesen Unterschied finde ich persönlich am interessantesten, weil er nicht so direkt sichtbar ist, jedoch viel ausmacht und zu lustigen Konflikten (auch im Beruf) führen kann. Intuitive Menschen achten viel auf (teilweise abstrakte) Zusammenhänge und auf das große Ganze. Eine Lösung sollte zu dem persönlich gewählten Grundlebensprinzip (z.B. Wahrheit, Liebe, Religion, Wissenschaft, standardkonformer sauberer source code) passen und fällt ganz gerne mal unter der Dusche oder morgens beim Aufwachen plötzlich und ohne explizites Nachdenken ein. Sensoriker konzentrieren sich lieber auf’s Detail und auf praktische Lösungen. Gefunden werden diese oft auch einfach durch Ausprobieren. „In erster Linie soll es halt irgendwie funktionieren.“ sagen sie da, während es die hardcore-intuitiven bei dem Satz alleine schon erschaudern lässt und sie drauf bestehen, dass es wichtiger sei, dass die „wahre“ (hoffentlich viel elegantere) Lösung gesucht wird. Ihnen geht es beispielweise oft eher um Ethik wo der Sensorische von Gesetzen redet, oder um Methoden, Muster, Verknüpfungen, Ursprünge und Grammatik wenn die S-Fraktion sich mehr für Fakten, Daten, direkten Nutzen und Vokabeln interessiert.

  • T(hinking) <-> F(eeling): Denker versuchen, Situationen rational zu analysieren. Lösungen sollen gerecht sein. Fühlende Menschen verlassen sich mehr auf ihre Empathie und möchten gerne einen Weg finden, der es vielen recht macht. Frauen sind im Schnitt öfter fühlend, Männer öfter denkend.

  • J(udging) <-> P(erceiving): Urteilende (judging) mögen endgültige Entscheidungen und halten an Plänen fest. Wahrnehmende (perceiving) legen sich lieber später fest und sind flexibler/spontaner, was Änderungen angeht

Mit der wissenschaftlichen Exaktheit hält es sich hierbei natürlich in Grenzen. Es geht mir jedoch auch nur darum, dass man mit Hilfe dieser Einteilungen eine grobe Vorstellung von den Möglichkeiten, wie sich andere von einem selbst unterscheiden können, bekommen kann, und so mehr Verständnis für andere aber auch für sich selbst entwickeln kann. Mir selbst als sehr intuitiven Menschen hilft das beispielsweise mit sensorischen Leuten besser klar zu kommen. Früher konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass man S sein kann, bzw. dass es so etwas überhaupt gibt. 😉

Durch Unverständnis findet man die Eigenschaften des jeweils anderen dann gerne mal schlecht. Vielleicht macht das, was jemand über einen mit dem jeweils anderen Buchstaben in einer Dimension denken könnte, die Sache ja sogar noch deutlicher:

  • I findet, dass E eine aufdringliche Laberbacke ist.
  • E hält I für einen abweisenden Einsiedler.
  • N findet, dass die Arbeiten von S Frickelei sind, und aus ödem Pragmatismus ohne wirkliches Verständnis für das Eigentliche entstehen.
  • S meint, dass N ein realitätsferner Idealist ist.
  • T ist von Fs gefühlsduseliger Unlogik genervt.
  • F empfindet T als kalt und herzlos.
  • J meckert P an, dass er ein planloser Chaot sei und es so nie zu etwas bringt.
  • P pupt J zurück an, dass er ein engstirniger Langweiler sei.
  • NT sieht in ST Dummheit.
  • ST meint hingegen, dass NT ein nutzloser Theoretiker ist.
  • NF findet SF oberflächlich.
  • SF hält NF für einen Träumer.

Ob der MBTI für Partnervermittlungen („Gegensätze ziehen sich an, Gemeinsamkeiten aus.“) nützlich sein kann, sei mal dahingestellt. In der Job-Beratung könnten aber durchaus sinnvolle Hinweise entstehen, was man sich vielleicht man angucken könnte.

Im Atlas of Type Tables findet man Statistiken darüber, wie sehr die verschiedenen Typen in unterschiedlichen Berufen vertreten sind. Hier zwei der Berufe, in denen es sehr deutlich wird:

Man sieht sofort, dass ein großer Anteil der Schulbusfahrer sensorisch-judging und damit „Guardian“ ist. Psychodramatisten sind eher intuitiv-fühlend.

Den möglichen Kombinationen aus Buchstaben kann man verschiedene Charaktere zuweisen. Auf den oben bereits verlinkten Wikipedia-Artikeln oder hier (oder hier) findet man mehr dazu.

Wenn du dich gerne selbst mal testen möchtest, gibt es im Netz genug Möglichkeiten, wie diesen kurzen Test oder diesen langen Test. Listen über die MBTIs von berühmten Menschen findet man ebenso.

Ich selbst bin übrigens INTJ, wobei sich mein J in letzter Zeit etwas mehr in Richtung P entwickelt. 🙂

Edit (2013-07): Mittlerweile stört mich am MBTI etwas, dass er suggeriert, dass sich die gegenüberliegenden Eigenschaften einer Dimension gegenseitig ausschließen. Ich denke beispielsweise, dass man durchaus gleichzeitig zuverlässig und offen für Neues sein kann. Bei den Big Five ist sowas möglich, wodurch man allerdings die Wertfreiheit des MBTI einbüßt, was aber nicht unbedingt verkehrt sein muss. 😉

Eine weitere Typologie, die mir persönlich sehr gut (eigentlich sogar noch etwas besser) gefällt, ist das System von Gunther Dueck. Darauf wirklich einzugehen, würde hier jedoch viel zu lange dauern, jedoch kann ich seine Bücher sehr empfehlen: http://www.amazon.de/Duecks-Trilogie-2-0-Omnisophie-Supramanie/dp/3642026982

(Teile von Duecks Topologie graphisch dargestellt)

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19 Gedanken zu „Persönlichkeitstypologie, MBTI und „Alle anderen sind doof.“

  1. Hi Dobi!

    Guter Artikel! Hast du die Bilder selbst gezeichnet?

    Vielleicht kennst du ja meine Seite typentest.de? Dort beschäftige ich mich auch mit MBTI und Co. In Deutschland interessieren sich ja leider nur wenige für den MBTI.

    Über Vererbung, Peer-Groups und Co. gibt es beim MBTI keine Statistiken, da der MBTI in der Wissenschaft so gut wie gar nicht genutzt wird. Für solche Statistiken muss man zu den wissenschaftlichen Big Five blicken, die dem MBTI in vielen Punkten recht ähnlich sind, dort gibt es Studien zu allen diesen Themen. Über einige davon habe ich in meinem Blog geschrieben unter http://www.typentest.de/blog/ . In Wirklichkeit sind übrigens die meisten Menschen bei den Eigenschaften nicht deutlich auf einer Seite, sondern die meisten sind in der Mitte, da die Verteilung einer Bell-Kurve gleicht. Auch darüber findest du bei mir im Blog Informationen. Würde mich freuen wenn du mal reinschaust.

    Schöne Grüße
    Lars

  2. Hi Lars,

    Danke für den netten Kommentar. 🙂
    Von deiner Seite hatte ich bisher nur mal einen klein Teil gesehen, hab‘ sie dann aber bald wieder verlassen. Dass das Design meinen persönlichen Geschmack nicht trifft, war aber nicht der Grund. 😉 Ich dachte, du hättest einfach nur die MBTI-Bezeichnungen eingedeutscht, und da vermutete ich, dass man sich dadurch dann entweder mehr Buchstaben merken muss, was die Einstiegshürde für Neulinge noch höher werden lässt als sie eh schon ist, oder dass es die internationale Kommunikation stört.

    Bin jetzt aber dabei, mal genauer durchzugucken. Soweit hört es sich interessant an, was du da machst.
    Dass es zum Big Five schon Studien gibt, wusste ich noch nicht. Nachher werde ich mich dann mal mit deinem Blog beschäftigen. Du hast in das Thema insgesamt ja schon wesentlich mehr Hirnschmalz reingesteckt als ich.

    Ob die Verteilung auf den einzelnen Dimensionen glockenkurvig oder doch eher bimodal sind, hängt vielleicht auch stark davon ab, was für eine Metrik da anlegt. Wenn man will kann man sich da ja beliebige Kurven draus zurechttransformieren.

    Die Bilder hat eine Freundin für mich gezeichnet.

    Schöne Grüße
    Dobi

    PS: Wenn du willst, können wir ja mal drüber schreiben (ICQ: 41232749, MSN: harry at daiw.de, Jabber: dobiasd at jabber.ccc.de), ob Hermine wirklich ein INTJ/ITLG ist. Für mich war Harry immer der N, Hermine die SJ und Ron der SP.

  3. Hallo Dobi,

    Ja, was die reinen Typenbeschreibungen angeht, ist es nicht viel mehr als eine Eindeutschung. Allerdings gibts auch noch viel anderes drumherum, und ich arbeite momentan im Hintergrund daran, das Typensystem generell zu verbessern.
    Da kommen dann auch wieder die Big Five ins Spiel. Die gibts übrigens schon seit 30 Jahren und hunderte Studien haben sich schon damit beschäftigt.
    Meinem Kenntnisstand nach kommt die Glockenform nahezu immer raus, wenn es vernünftig berechnet wird. Echte Bimodalität konnte zumindest im MBTI-Bereich noch nie nachgewiesen werden, dass würde einer kleinen Sensation gleichen wenn das jemand könnte (und allen anderen Forschungen widersprechen), siehe z.B. Blogartikel: http://www.typentest.de/blog/2012/03/gibt-es-typen/ .

    Ich denke, dass Hermine deutlich N ist. Sie lernt soviel sie nur kann, häuft Wissen an, ist sehr an intellektuellen Herausforderungen interessiert (z.B. als sie im dritten Teil mit Hilfe der Zeitreisen doppelte Kurse belegt) und scheut auch komplexe theoretische Dinge nicht, die anderen zu kompliziert oder zu schwer sind.

    Schöne Grüße
    Lars

  4. Hallo Lars,

    klar, vom IQ her passt NT gut zur Hermine, ich hatte das eher so daran festgemacht, dass sie SJ-mäßig gerne Regeln folgt und vieles von ihrem Wissen auswendiggelernt auf mich wirkt. Naja, ist ja auch nicht sooo wichtig. 😉

    Deinen Artikel „Gibt es Typen?“ hatte ich gestern abend noch gelesen. Generell find‘ ich das gut beschrieben, und auch dem Fazit, dass man selten ganz auf einen Extrem rumhängt, könnte ich zumindest gefühlt eventuell zustimmen. Allerdings halte ich die Aussage dass es eine Glockenkurzve gibt, für recht gewagt, weil mir die eindeutige Skala fehlt. (Die Behauptung, dass es bimodal ist, würd ich genauso sehen.) Es gibt halt keine Maßeinheit, in der man z.B. Extraversion messen könnte. Körpergröße kann man in Metern angeben und dann so ein Histogramm zeichnen, aber bei den MBTI-Dimensionen kenn ich keine „wahre“ Abbildungs-Funktion, mit der man die Größe in eine Zahl transformiert. „Bimodal score distributions and the MBTI: Fact or artifact?“ hat mich beim Überfliegen zumindest da auch nicht so wirklich überzeugt.
    Klar kann man in einem Test n Fragen stellen, für die dann jeweils Bewertungen in die eine oder andere Richtung festlegen und die dann aufaddieren, aber wenn ich die Fragen und die Bewertungen aussuchen kann, kann ich das so machen, dass ich da jede beliebige Verteilung bekomme.
    Wenn es eine Konvention (IRT usw.) für ein Fragen- und Bewertungssystem gibt, mag’s schon sein, dass dann da sowas wie ein Gauß oder eine Cauchy-Verteilung bei herauskommt, mit einem anderen System könnte es halt anders sein.
    Beim IQ beispielsweise gibt es ja auch nur eine Normalverteilung, weil man den IQ eben vorher genauso festgelegt hat. Man normiert einen Test so, dass die Mitte genau 100 ist, und x Prozent der Leute zwischen 70 und 130 liegen. Man erzeugt also künstlich eine Abbildungsfunktion, die ’nen Gauß ergibt. Psychometrie ist halt meist irgendwie schwierig. 🙂

    Schöne Grüße
    Dobi

    Edit: Hab meinen Artikel mit einigen Gedanken, die durch deine Anregung entstanden sind, erweitert, und dich verlinkt. Thx. =)

  5. Hi Dobi,

    Ja da gibt es keine konkrete Maßeinheit, da hast du recht. Jede Testkonstruktion ist natürlich immer künstlich, da wir keine andere Möglichkeit haben, die Persönlichkeit zu „messen“. Zumindest nicht, so lange keine eindeutigen biologischen oder genetischen Zusammenhänge nachgewiesen sind, und die gibt es bisher nicht.

    Allerdings sollte bei fast jedem psychometrischen Test eine ungefähre Glockenform bzw. Bergform herauskommen, unabhängig von den Fragen. Das sagt zumindest die Wissenschaft, und der vertraue ich zu gewissem Maße ;). Die Spitze der Glocke muss dabei nicht immer in der Mitte liegen. Bei Fragen wie z.B. „Sind Sie ein bösartiger Mensch“ mit 5 oder 7 Abstufungen von „passt voll und ganz“ bis „passt überhaupt nicht“, wäre die Spitze der Glocke mit Sicherheit deutlich auf der positiven Seite.
    Frägt man „Mögen Sie lieber rot oder blau?“ und gibt keine Abstufungsmöglichkeit, erreicht man natürlich eine (erzwungene) Bimodalität. Gibt man die Möglichkeit der Abstufung der Antwort, wird wieder eine Glockenähnliche Form herauskommen.

    Das nächste Problem ist natürlich, das wir Persönlichkeit nur anhand unserer Sprache messen können, und die orientiert sich ja ebenfalls an der Normalität, dem Durchschnitt und Abweichungen davon. D.h. die Normalität ist automatisch das, was die meisten Leute für normal bzw. „mittig“ im Sinne einer Persönlichkeitsskala halten. Aber das ist wieder ein anderes Thema…

    Schöne Grüße
    Lars

  6. Hi Lars,

    im wissenschaftlichen Spektrum geh ich an die Sache vielleicht weiter von rechts ( http://xkcd.com/435/ ) ran als es nötig ist, und machs dadurch unpraktisch. Aber ich bin halt ziemlich N. 😀 (Was bist du btw.? :))
    Glockenkurven kommen immer heraus wenn man irgendwelche unabhängigen Zufallsvariablen misst. Wenn man 1000 Leute jeweils 100 mal ne Münze werfen lässt und von jedem hinterher die Anzahl wie oft Kopf kam ins Histogramm addiert, kommt ne wunderbare Glocke raus.

    Wenn bei vielen wissenschaftlichen Psychometrie-Geschichten auch Glocken rauskommen, kann das halt daran liegen, dass es wie beim IQ vorher so ausgesucht wurde. Irgendeine Abbildungsfunktion muss man ja nehmen, und weil Glocken schön sind, nimmt man eine, wo eben diese bei rauskommt.

    Wenn man sich am Beispiel Introversion<->Extraversion drauf einigt, die Antwortepunkte für E (jeweils ein Punkt für eine E-Antwort) aufzuaddieren (also ein eindeutiges und auch schön einfaches Bewertungssystem hat), liegt es trotzdem stark an den Fragen, ob was normalverteiltes oder was binominales bei rauskommt.
    Der eine Extremfall wäre, dass die Leute tatsächlich ihre (binären) Fragen total zufällig beantworten wie bei den Münzwürfen. Dann gibts klar ne Glocke.
    Im anderen Extremfall stell ich 100 mal die gleiche Frage nur anders formuliert:
    – Bist du lieber auf einer großen Party oder mit einem Freund zuhause?
    – Hast du mehr Spaß mit einem Freund zuhause oder auf einer großen Party?
    – Sagen wir große Parties oder ruhige abende zuhause mit einem Freun mehr zu?
    – usw.
    Dann bekommst du vermutlich etwas, das bimodaler kaum sein könnte. 😉
    Bei einem echten Test treten vermutlich beide Fälle nicht auf. Wenn die Fragen (und damit die Antworten) gar nicht korrelieren würden, würden sie kaum die gleiche Persönlichkeitsdimension messen. Wenn sie komplett korrelieren, braucht man nur eine Frage stellen und nicht 100.
    So gesehen würde es mich also schwer wundern wenn es bei dem oben erwähnten Antwortepunkte-Aufaddier-Bewertungsverfahren tatsächlich die Münzwurfverteilung gäbe.
    Wo die Mitte der (wie auch immer gearteten) Verteilung liegt, kann ich natürlich auch durch meine Fragen bestimmen. Wenn ich statt „Bist du lieber auf einer großen Party oder mit einem Freund zuhause?“ sowas wie „Fühlst du dich wohler dabei, eine Rede vor 100 Leuten zu halten oder ein Buch zu lesen.“ frage, gibts bestimmt plötzlich mehr introvertierte. 😀

    Na gut, wenn du jetzt sagst, dass meine meine I<->E-Fragen nicht binär sondern mit Abstufungen beantworten können soll, kommt vielleicht auch bei den 100 gleichen (nur umformulierten Fragen) etwas weniger bimodales heraus. Wie glockig das wird, kann ich dann aber immernoch durch meine Vorgabe der Formulierungen der abgestuften Antworten bestimmen. Wenn man Zahlen nimmt, klicken Leute vielleicht lieber in die Mitte, weil Normalsein ja so gut ist, weil man ja von den Glockenkurven, die einem die Psychometriker ständig vorhalten, weiß, dass man in der Mitte nicht so allein ist. 😀
    So gesehen könnte etwas mit nem Berg in der Mitte schon gut möglich sein.
    Ich frag mich nur, warum man bei so einer sehr unsicheren Skala nicht ganz auf eine verzichtet, also das ganze rein qualitativ und nicht quantitativ beschreibt. Naja, aber ok. Die Psychologie will halt auch gern naturwissenschaftlich sein (vielleicht um ernst genommen zu werden?), und da sind Zahlen was nettes. Mir persönlich würde es allerdings reichen wenn man bei solchen psychischen Größen (wenn man sie schon auf einzelne Dimensionen runterbricht) zwar ein „mehr“ oder „weniger“ zulässt, aber auf Abstände in Zahlen verzichtet.
    Ach, mhh, ich weiß nich, machmal können Zahlen schon praktisch sein ( http://xkcd.com/883/ ). Macht halt meinetwegen Glocke, mir ist das zu unsicher. 😉

    Danke auf jeden Fall, ich denk durch unsere Diskussion schön nach, und lern einiges. Hast du ein paar Quellen zu sowas wie, dass die Leute bei der Rot-oder-Blau-Frage normalverteilt antworten wenn man Abstufungen in den Antworten zulässt?

    Schöne Grüße
    Dobi

  7. Die Comics sind super 🙂

    Zur Verteilung bei Trivialfragen hab ich keine Quelle zur Hand, aber ich werd dir schreiben wenn ich noch was finde.

    Eigentlich sollten psychometrische Studien neutral sein, also die Art des Ergebnisses nicht forciert oder erwartet sein, sondern ein „echtes“ Ergebnis. Eigentlich. Das trifft natürlich auf manche Studien nicht zu, generell kann man den meisten aber denke ich schon Vertrauen. Wenn man das nicht tut, würde man in diesem Bereich bei 0 stehen und sich völlig auf die eigene, subjektive Meinung verlassen müssen. Wobei C.G. Jung mit seiner subjektiven Meinung immerhin die Grundlage des MBTI geschaffen hat, aber selbst auch bei weitem nicht frei von Fehlern war.

    Das mit den Skalen bzw. Ergebnissen in Zahlenwerten liegt daran, dass die Wissenschaft nunmal Zahlen zum vergleichen braucht, und Menschen sich gerne mit anderen vergleichen.
    Wobei diese Zahlen natürlich auch subjektiv sind. Wenn man sich von anderen Menschen einschätzen lässt, kommt wahrscheinlich bei allen ein ähnliches, aber im Detail anderes Ergebnis heraus.

    Bei mir ist N auch die stärkste Ausprägung 😉

    Schöne Grüße
    Lars

  8. Pingback: Mathematik: Entdeckung oder Erfindung? | dem Dobi sein Blog

  9. Hi Dobi,
    ich hab grad mal spaßeshalber den MBTI-Kurztest auf http://www.philognosie.net gemacht. Interessanterweise stimmt das Ergebnis nur zu einem geringen Teil mit meiner Selbstreflexion überein, obwohl ich mich bemüht habe, möglichst spontane und wertungsfreie Antworten zu geben. Ohne mich selbst näher mit dem Thema auseinandergesetzt zu haben: Hast du dafür eine Erklärung? Oder ergibt sich aus dem Wertungssystem vielleicht doch eine zu starke Stereotypisierung, mit wenig nützlichen Axiomen und falschen daraus resultierenden Ableitungen? ; )

    • Hi Malte,
      och, das kann viele Ursachen haben. Vielleicht hast du ne dissoziative Identitätsstörung oder kannst einfach nicht lesen. 😀 Manchmal hauen solche Tests halt auch gut neben das subjektive Empfinden. Was von beiden dann nun „richtig“ ist, lässt sich auch kaum sagen. Vielleicht bist du ja bei den meisten Kategorien irgendwo in der Mitte unzd deshalb passts nich so richtig. Du kannst ja mal den langen Test machen, da bekommt mans dann abgestuft gesagt. Was hast du denn bekommen und was meinst du, was am ehesten zu dir passt? 🙂

  10. Hi Dobi,
    gemäß dem Kurztest bin ich „Praktiker (ESTP)“ http://www.philognosie.net/index.php/tests/testsview/31/result/. Mit den ersten Beiden Absätzen kann ich mich schon recht stark identifizieren. Im weiteren Verlauf wird meine angebliche Persönlichkeit allerdings als ziemlich oberflächlich, gefühlskalt und prinzipienlos dargestellt. Das ist einerseits natürlich nicht sehr schmeichelhaft. 😉 Andererseits entspricht es aber auch nicht meinem Selbstbild oder der Kritik an mir durch andere.
    Es fiel mir bei manchen Fragen schwer, mich für eine Antwort zu entscheiden, weil ich Schwierigkeiten hatte, mich in den konkreten Punkten zu reflektieren; meist, weil mir keine konkreten Beispiele aus meinem persönlichen Erleben einfielen. Allerdings wurde mir in der Beschreibung auch ein mangelndes Reflexionsvermögen attestiert. 😉

    Ich mache jetzt nochmal den langen Test und schaue, was dabei raus kommt!

      • Hehe, in allen 4 Dimensionen das Gegenteil, n1. XD
        Vielleicht bist du ja wirklich überall recht mittig. Der lange Test hat doch am Ende ein Säulendiagramm ausgegeben. Hat das auch darauf hingewiesen?

        • Hi Dobi,
          die Verteilung sah folgendermaßen aus:

          „Details of questionaire:
          I+4 N+14 F+2 J+0 “

          Bei „Attentive/Expressive“ und „Introspective/Observant“ war das Ergebnis also ziemlich eindeutig, bei „Tender/Tough“ war es schon ziemlich ausgeglichen und bei „Probing/Scheduled“ absolut gleich!

          Wäre mal interessant zu überlegen, inwiefern das prinzipiell konkret interpretiertbar ist. Jeder Typus beschreibt ja innerhalb des Modells einen „in sich stimmigen Persönlichkeitstypus“. Vielleicht ist diese vermeintliche Ausgeglichenheit ja auch ein Anzeichen zur Veranlagung zu kognitiven Dysbalancen? 😀

          • Joa, bis aufs N/S bist du da ja ziemlich mittig (I+4 ist ja jetzt auch nicht soo eindeutig.). Nur weil irgendwo was von „stimmigen Typen“ steht, heißt das ja nix. Da müsste man erstmal messen, ob Leute, die mittig bei sowas rauskommen, im Schnitt „unglücklicher“ oder sonst irgendwie mieser dran sind. Mal abgesehen davon, dass man da wieder die normalen Psychometrie-Probleme hat, wär es da sehr schwer, wirklich Kausalität und nicht nur Korrelation zu messen. Es könnte ja auch sein, dass Leute, die unglücklicher (benutz ich jetzt einfach mal für „kognitive Dysbalancen) sind, sich eher nicht trauen, sich bei den Fragebögen für eine Seite zu entscheiden. Und dann würds eh wieder stark streuen, sodass man in deinem Einzelfall dann auch nix draus schließen könnte. 😉
            Bei mir wärs beim letzten mal übrigens I+8 N+14 T+12 J+4.

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