Urheberrecht, freie Software, Patente, Arbeitslosenquote und andere Utopie

Dieses mal geht es gleich um mehrere Themen, die ich dazu auch noch recht subjektiv (also ganz anders als sonst ;)) behandeln werde.
Gestern beim Training hat mein Kumpel Eugen gejammert, weil er meinen Brüllaffen-Sampler nicht bei YouTube gucken konnte. (Dafür gibt’s ihn hier zum Herunterladen. :-P) Ich hab‘ anscheinend nicht das Recht, ein Dittel eines Liedes, das mir gefällt, als Hintergrundmusik für mein nicht kommerzielles Tricking-Video auf YouTube zu benutzen. -_-

Die jetzige Form des Urheberrechts (*brech*) und die GEMA (Wem außer sich selbst nützt sie überhaupt noch?) sind ja angeblich so super wichtig, damit man als Kulturschaffender (Musiker, Autor, sonstiger Künstler) nicht seines geistigen Eigentums (Was soll das denn bitte für ein Quatsch sein?) beraubt (Mal abgesehen von der fehlenden Androhung oder Ausübung von Gewalt: Ist es danach beim „Beraubten“ nicht mehr vorhanden?) wird. (Alles, was ich hier als Blog-Autor schreibe, darfst du übrigens weitergeben, abändern oder sonstwie verwenden. Ich fänd’s nur nett, wenn du irgendwo dazu schreibst, dass du von mir inspiriert wurdest. ;-))

Wenn man irgendetwas kommerzielles, wie z.B. eine kleine Filmproduktion, machen will, scheint es ganz übel sein zu können (hab‘ ich gehört). Man muss aufpassen, dass im Hintergrund kein Radio läuft, kein Handy mit einen geschützten Klingelton runterbimmelt oder ein gecopyrightetes Bild an der Wand hängt.

Ich versteh‘ das Ganze einfach nicht wirklich. Wenn ich mir ein Lied aus dem Internet herunterlade, ist das kein Stehlen, sondern nur eine Urheberrechtsverletzung, und von diesem „Recht“ bin ich aus folgenden Gründen kein Fan:

  • In Zeiten des Internets ist es einfach anachronistisch. Informationen (Daten) können nunmal jetzt extrem leicht und schnell vervielfältigt und an andere weitergegeben werden. Man teilt gerne mit Freunden. Ich finde das schön. 🙂
  • Musiker beispielsweise konnten auch schon lange bevor es Tonträger gab, die man hätte verkaufen können, von ihrer Leidenschaft leben.

Mir würde eine andere Form von Urheberrecht, eine, die das private Kopieren entkriminalisiert, und es überflüssig macht, jemanden mit DRM auf die Neven zu fallen, besser gefallen. Vielleich ja soetwas wie eine Kulturflatrate. (Bezahlt man sowas ähnlichen nicht sowieso schon mit den ganzen Abgaben auf Festplatten, USB-Stick usw.? *g*) Es könnte eventuell sogar jeder seinen Beitrag selbst auf die von ihm bevorzugten Künstler aufteilen, so wie es der Chaos Computer Club vorschlägt.

Oder es sucht sich jeder einfach ganz aus, ob und wieviel er wem geben möchte. Überraschenderweise scheint das teilweise sogar recht gut zu funktionieren (link). 🙂

Ein anderes aber möglicherweise irgendwie verwandtes Thema sind Softwarepatente. Auch hier direkt: Die finde ich doof. 😉

John Carmack (ein bekannter Softwareentwickler) hat es mal schön formuliert:

The idea that I can be presented with a problem, set out to logically solve it with the tools at hand, and wind up with a program that could not be legally used because someone else followed the same logical steps some years ago and filed for a patent on it is horrifying.

Und das passt meiner Meinung nach wirklich ganz gut. Softwarepatente sind teilweise wirklich sehr absurd (siehe hier und hier). Als man sich dieses Verfahren vor ewigen Zeiten für mechanische Erfindungen ausgedacht hat, mag das ja irgendwie sinnvoll gewesen sein, nun kommt es mir aber eher so vor als ob Bach sich irgendeine Schlusskadenz patentieren ließ und fortan jeder, der auf die gleiche musikalische Idee kommt, gearscht ist.

Und selbst wenn man eine Idee bewusst übernimmt; Kultur basiert darauf, dass Ideen von verschiedenen Leuten weiterentwickelt werden. Alles baut aufeinander auf. Auch das größte Genie ist nur ein Zwerck auf den Schultern der Riesen.

Igor Strawinski meinte mal:

A good composer does not imitate; he steals.

Dass Software nicht nur patentfrei sondern sogar komplett frei (frei wie in Freiheit, nicht wie in Freibier) sein kann, zeigen viele erfolgreiche Projekte, die unter der GNU GPL oder einer ähnlichen Lizenz stehen. Diese Programme sind oft auch kostenlos (nun doch frei wie in Freibier) erhältlich; sie dürfen und sollen weitergegeben und verändert/verbessert werden. Der Quelltext ist frei zugänglich (open source). Das ist unter anderem toll, weil er so von vielen Leuten auf Fehler überprüft werden kann. Gerade wenn es um Sicherheit geht wirkt das auf mich wesentlich vertrauenderweckender als Sicherheit durch Unklarheit. Die beteiligten Entwickler sind teilweise oft auf freiwilliger Basis dabei. (Wikipedia basiert übrigens auf dem gleichen Prinzip.) Dieses Modell funktioniert überraschend gut; die resultierende Qualität der Software ist meist sehr hoch. Vielleicht liest du meinen Blog (benutzt WordPress, GPL) ja gerade sogar in einem freien Browser wie Firefox (MPL/GPL/LGPL) oder Chrome (BSD-Lizenz). Der hostende Server benutzt vermutlich Apache (Apache License) unter Linux (GPL) oder Unix (CCDL). All das ist frei. =) Ein weiterer Vorteil von freier gegenüber proprietärer Software ist der, dass man sich nicht von einem Hersteller abhängig macht. Closed source software benutzt gerne Datenformate ohne offene Spezifikation. Aber nicht nur das. Wenn der Hersteller einer solchen Software pleite geht (oder einfach mehr keine Lust auf das Produkt hat), ist es aus mit Support. Eventuell hat man seine IT-Infrastruktur aber schon davon abhängig gemacht. Nun wird es teuer (nicht nur in Sachen Geld, sondern auch bezüglich des Arbeitsaufwands). Man muss halt irgendwie aus dem untergehenden proprieätren Käfig herauskommen. Freie Software könnte man immer selbst an seine neuen Bedürfnisse anpassen bzw. von einem Entwickler anpassen lassen. Aus all diesen Gründen bin ich dafür, dass in öffentlichen Einrichtungen wenn möglich freie Software eingesetzt wird.

Der gute alte Linus hat mal gesagt:

Software is like sex; it’s better when it’s free.

So, als Überleitung zum nächsten Teil muss ich gerade nochmal zurück zum Thema Musikkopieren und co.

Dieser mythische Jesus, der wohl die Ausgeburt des Guten sein sollte, hat der Legende nach 5000 Leute mit nur einem Brot satt gemacht. Dieser fiese Brotkopierer! Wenn man das ständig so machen würde, würden doch fast alle Bäcker (in der Analogie: Angestellte der Musikindustrie) arbeitslos werden!

Tjoa, so ist das nunmal mit fortschreitender Technik. Ganz früher war eigentlich jeder damit beschäftigt, durch Jagen und später durch manuellen Ackerbau dafür, dass er genug zu Essen hatte, zu sorgen. Als man dann auf die Idee kam, Ochsen vor den Pflug zu spannen, konnte man mit weniger menschlicher Arbeitskraft mehr Nahrung produzieren. Mit moderner Agrartechnik geht das noch viel effizienter. Eigentlich ist es doch schön wenn weniger Leute dafür, dass für alle genug Güter produziert werden, ackern (höhö) müssen. So gesehen stellt dich die Frage, ob es vielleicht nicht sogar ein positives Zeichen ist, wenn nicht mehr so viele Menschen arbeiten gehen müssen. Vielleicht hören wir ja irgendwann auf, Bullshit-Jobs zu produzieren, und es wird dann so sein, dass Leute nur noch das tun, was ihnen Spaß macht. Musiker, Dichter, Frisöre (und was man sonst alles auch nicht von Maschinen/Robotern/Computern machen lassen kann oder will) wären dann bestimmt immernoch ein paar dabei. Ich würde vermutlich auch noch weiterhin programmieren wollen. 🙂

Realismus und evolutionäre Stabilität hin oder her – man darf ja mal Träumen. Gerade scheint mir die Abendsonne beim Schreiben nämlich so schön auf den Bauch. ^_^

PS: Ich werde mich bemühen, demnächst nochmal etwas tiefsinniger und objektiver zu schreiben. 😉

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4 Gedanken zu „Urheberrecht, freie Software, Patente, Arbeitslosenquote und andere Utopie

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